intuitive Kunst

 

 

Die Sprache der Symbole ist die Sprache der Seele.

 

Werk "Antenne Mensch [m ∞ w]"

Werk "Antenne Mensch" ganz von vorne sichtbar vor einem grauen Hintergrund.


Jahr: 2021
Größe: Höhe 221 cm 
Material: Fichtenholz, Schellacktusche, Blattgold, drehbar auf Stahlplatte 
Einschlaglettern: 20mal Mensch in zwanzig Sprachen und einige Weltdaten

Mit dem Werk "Antenne Mensch" beschreibe ich eine Arbeit in seiner gesamten Entstehungsgeschichte; denn die ist im Vergleich mit anderen hier gezeigten, eine ziemlich geradlinige und stringente. Die gleichmäßig schöne Wuchsform eines Fichtenbaumes, der vor vielen Jahren einmal im Stammbereich gekappt wurde und danach als Zeichen starker Vitalität mittels zweier Äste zwei neue, parallel nach oben wachsende Stämme ausbildete, brachte mich sehr in Versuchung, diesen Baum für eine Skulptur zu fällen. Dies tat ich jedoch erst, als alle anderen Fichten in seiner näheren Umgebung abgestorben waren. Nach einer mehrjährigen Trocknung begann ich mit der Arbeit. Da die natürliche Wuchsform so klar und anmutig vor mir stand, gab es für mich in der formgebenden Ausarbeitung kein Zweifeln und Suchen. Auch der ungefähre Titel „Antenne“ war schon bald da.

In der Phase des groben Anlegens gab es jedoch ein zweifelndes Zögern, da ich unterhalb der idealen Gabelung einen kurzen Stumpf des Stammes zur weiteren Gestaltungsmöglichkeit, z. B. als Sockelfuß, hatte stehen lassen. Hier hakte mein Verstand ein und brachte die Variante „Stimmgabel“ als Titel und Thema ins Spiel. – Ja, Verstand versus Intuition ist immer wieder eine Herausforderung!


Doch je feiner ich die nach oben hin sich verjüngenden Gabelenden ausarbeitete, desto weniger Sinn und Notwendigkeit ergab dieser Stammstumpf als Basis und wurde entfernt. Eine Antenne benötigt unten keinen Griff wie eine Stimmgabel – das war das den Verstand überzeugende Argument!

 

Werk "Antenne Mensch" ganz von hinten sichtbar, vor einem grauen Hintergrund
Nun verlangte die Farbgebung nach einer von innen erspürten Entscheidung, denn meine erste Vorstellung war die einer vollständigen Belegung mit Blattsilber. Doch da Blattsilber im Laufe der Zeit mehr oder weniger stark oxi-diert, kann eine Farbwahrnehmung bis hin zur Buntheit entstehen, die ich für dieses Werk nicht stimmig empfand. Und schwarz . . ?! Einer ganzen Skulptur diese Farbe zu geben, stellt für mich immer wieder eine besondere Herausforderung dar – wird in unserem Kulturkreis Schwarz doch zuerst mit dem Tod assoziiert. Ich nehme Schwarz neutral wahr – mit dem Potenzial, das alle Farben enthält. Hier stimme ich mit dem Dichter R. M. Rilke überein, wenn er sagt: „Das macht: Die Menschen schauen immer von Gott fort. Sie suchen ihn im Licht, das immer kälter und schärfer wird, oben. Und Gott wartet anderswo – wartet – ganz am Grund von Allem. Tief. Wo die Wurzeln sind. Wo es warm ist und dunkel.“ 

In Form- und Farbgebung stelle ich eine neutrale, emotionslose Übereinstimmung fest, wenn wir auf das technische Gerät Antenne schauen: das Sender-Empfänger Gerät bewertet die Impulse nicht, die durch es hindurchgehen – es verrichtet seinen Dienst. Und Schwarz versieht seinen Dienst, indem es uns Menschen in unserer unsteten und schillernden Emotionalität nicht spiegelt. Es absorbiert alles Flunkern und Wirken wollen. Schwarz wirft uns also auf uns selbst zurück, auf das Wesentliche in uns.

 

Werk "Antenne Mensch" Detail

Die vertikale Ausrichtung dieser Skulptur ist neben dem technischen Aspekt und neben der Farbgebung das dritte wesentliche Merkmal dieser Arbeit. Der Titel erfuhr im Verlauf der Arbeit eine bedeutsame Erweiterung: von "Antenne" zu "Antenne Mensch". Doch nach Abschluß der Formgebung fehlte noch der wesentliche Hinweis auf den Menschen! So kamen die beiden medaillonartigen Attribute für männlich und weiblich an der tiefsten Stelle der Gestalt hinzu. Sie weisen nun wie zwei Seiten einer Medaille auf ein Ganzes, Zusammengehöriges und Untrennbares hin.

So erst bildete sich der wesentliche Aspekt dieses Werkes heraus, der ja nicht eigentlich die Antenne meint, sondern den Menschen: den Menschen als Mann und Frau. Das sich gegenseitige Erkennen, das Zusammenwirken und gemeinsame Ausgerichtetsein ist es, was die wesentliche Aussage dieses Werkes ist.

Werk "Antenne Mensch" Details Schriftsymbole

Da dich das geflügelte Entzücken


über manchen frühen Abgrund trug, 

baue jetzt der unerhörten Brücken

kühn berechenbaren Bug.
 
Wunder ist nicht nur im unerklärten

Überstehen der Gefahr;

erst in einer klaren reingewährten

Leistung wird das Wunder wunderbar.
 
Mitzuwirken ist nicht Überhebung

an dem unbeschreiblichen Bezug,

immer inniger wird die Verwebung,

nur Getragensein ist nicht genug.
 
Deine ausgeübten Kräfte spanne,

bis sie reichen, zwischen zwein

Widersprüchen …
 
R. M. Rilke


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