Die Sprache der Symbole ist die Sprache der Seele.
Werk "Antenne Mensch [m ∞ w]"
Mit dem Werk "Antenne Mensch" beschreibe ich eine Arbeit in seiner gesamten Entstehungsgeschichte; denn die ist im Vergleich mit anderen hier gezeigten, eine ziemlich geradlinige und stringente. Die gleichmäßig schöne Wuchsform eines Fichtenbaumes, der vor vielen Jahren einmal im Stammbereich gekappt wurde und danach als Zeichen starker Vitalität mittels zweier Äste zwei neue, parallel nach oben wachsende Stämme ausbildete, brachte mich sehr in Versuchung, diesen Baum für eine Skulptur zu fällen. Dies tat ich jedoch erst, als alle anderen Fichten in seiner näheren Umgebung abgestorben waren. Nach einer mehrjährigen Trocknung begann ich mit der Arbeit. Da die natürliche Wuchsform so klar und anmutig vor mir stand, gab es für mich in der formgebenden Ausarbeitung kein Zweifeln und Suchen. Auch der ungefähre Titel „Antenne“ war schon bald da. In der Phase des groben Anlegens gab es jedoch ein zweifelndes Zögern, da ich unterhalb der idealen Gabelung einen kurzen Stumpf des Stammes zur weiteren Gestaltungsmöglichkeit, z. B. als Sockelfuß, hatte stehen lassen. Hier hakte mein Verstand ein und brachte die Variante „Stimmgabel“ als Titel und Thema ins Spiel. – Ja, Verstand versus Intuition ist immer wieder eine Herausforderung! Doch je feiner ich die nach oben hin sich verjüngenden Gabelenden ausarbeitete, desto weniger Sinn und Notwendigkeit ergab dieser Stammstumpf als Basis und wurde entfernt. Eine Antenne benötigt unten keinen Griff wie eine Stimmgabel – das war das den Verstand überzeugende Argument! |
In Form- und Farbgebung stelle ich eine neutrale, emotionslose Übereinstimmung fest, wenn wir auf das technische Gerät Antenne schauen: das Sender-Empfänger Gerät bewertet die Impulse nicht, die durch es hindurchgehen – es verrichtet seinen Dienst. Und Schwarz versieht seinen Dienst, indem es uns Menschen in unserer unsteten und schillernden Emotionalität nicht spiegelt. Es absorbiert alles Flunkern und Wirken wollen. Schwarz wirft uns also auf uns selbst zurück, auf das Wesentliche in uns. |
Die vertikale Ausrichtung dieser Skulptur ist neben dem technischen Aspekt und neben der Farbgebung das dritte wesentliche Merkmal dieser Arbeit. Der Titel erfuhr im Verlauf der Arbeit eine bedeutsame Erweiterung: von "Antenne" zu "Antenne Mensch". Doch nach Abschluß der Formgebung fehlte noch der wesentliche Hinweis auf den Menschen! So kamen die beiden medaillonartigen Attribute für männlich und weiblich an der tiefsten Stelle der Gestalt hinzu. Sie weisen nun wie zwei Seiten einer Medaille auf ein Ganzes, Zusammengehöriges und Untrennbares hin. So erst bildete sich der wesentliche Aspekt dieses Werkes heraus, der ja nicht eigentlich die Antenne meint, sondern den Menschen: den Menschen als Mann und Frau. Das sich gegenseitige Erkennen, das Zusammenwirken und gemeinsame Ausgerichtetsein ist es, was die wesentliche Aussage dieses Werkes ist. |
Da dich das geflügelte Entzücken
über manchen frühen Abgrund trug,
baue jetzt der unerhörten Brücken
kühn berechenbaren Bug.
Wunder ist nicht nur im unerklärten
Überstehen der Gefahr;
erst in einer klaren reingewährten
Leistung wird das Wunder wunderbar.
Mitzuwirken ist nicht Überhebung
an dem unbeschreiblichen Bezug,
immer inniger wird die Verwebung,
nur Getragensein ist nicht genug.
Deine ausgeübten Kräfte spanne,
bis sie reichen, zwischen zwein
Widersprüchen …
R. M. Rilke